Infektionskrankheiten im Kindesalter

Kinderkrankheiten heißen nicht deshalb Kinderkrankheiten, weil es sich um harmlose Erkrankungen handelt, die Kinder nun einmal durchmachen.
Es handelt sich vielmehr um z.T. gefährliche und komplikationsbehaftete Infektionskrankheiten. Die Kinder sind schwer krank und nicht wenigen drohen Behinderung oder gar der Tod.
Alle im Folgenden mit Erregern, Krankheitszeichen, Komplikationen etc. aufgeführten Infektionskrankheiten im Kindesalter können durch Impfungen verhindert werden.


  Diphtherie   Masern
  Wundstarrkrampf   Mumps
  Keuchhusten   Röteln
  Kinderlähmung   Pneumokokken
  Hämophilus influenzae B   Windpokken
  Hepatitis B   Influenza
  Rota-Virus Infektion   Gebärmutterhalskrebs



Diphtherie  = Würgeengel der Kinder

Hervorgerufen durch: Corynebakterium diphtheriae
Übertragung: Tröpfcheninfektion
Inkubationszeit: Wenige Stunden bis Tage
Ansteckungsfähigkeit: solange Bakterien nachweisbar sind
Krankheitszeichen: Fieber, starke Rötung von Hals und Rachen, Belagbildung (Pseudomenbran) auf den Schleimhäuten, Befall der Stimmbänder mit bellendem Husten und Atemnot = Krupp
Komplikationen: Herzmuskelentzündung (plötzlicher Herztod), toxische Schädigung der Nerven (Lähmungen), Erstickung durch die Verlegung der Atemwege durch die Membranbildung


Epidemiologische Daten:
In den Ländern der alten Sowjetunion gab es von 1990 bis 1997 über 150 000 Erkrankungsfälle mit mehr als 4000 Toten.

In Deutschland ist 2002 1 Erkrankungsfall einer Kindergärtnerin im Schwarzwald bekannt geworden.

1932, bevor geimpft wurde, starben in Deutschland noch 6484 Kinder an Diphtherie!

  
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Tetanus  = Wundstarrkrampf

Hervorgerufen durch: Clostridium tetani (Bakteriensporen)
Übertragung: Verschmutzung mit Erde, Straßenstaub, Gras, Holzsplitter, Dornen, rostiges Eisen, etc. in offene Wunden
Inkubationszeit: 3 Tage bis 4 Wochen, durchschnittl. 14Tage
Krankheitszeichen: äußerst schmerzhafte Krämpfe der Kiefer-, Gesichts-, Nacken- u. Rückenmuskulatur
Komplikationen: 30% der Erkrankten sterben durch Atemlähmung


Epidemiologische Daten:
Weltweit starben 1997 bis zu 1 000 000 Menschen, davon mindestens 250 000 Kinder, an dieser Infektionskrankheit (Angaben der WHO)

In Deutschland sterben pro Jahr bis zu 10 Menschen am Wundstarrkrampf


  
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Pertussis  = Keuchhusten

Hervorgerufen durch: Bordetella pertussis (Bakterien)
Übertragung: Tröpfcheninfektion
Inkubationszeit: 7 bis 14 Tage
Ansteckungsfähigkeit: von den ersten Symptomen bis zu 40 Tage
Krankheitszeichen: laufende Nase, entzündeter Hals, Augenentzündung, lebensbedrohende Husten-anfälle, vor allem Nachts, Erbrechen zähen Schleims, bei Säuglingen statt der Hustenanfälle oft lange Atempausen
Komplikationen: Tod durch Ateminsuffizienz, Lungenentzündungen (bei Sgl. häufigste Todesursache), Bronchiektasen, Mittelohrentzündungen, Gehirnentzündungen, Auslösung von Asthma


Epidemiologische Daten:
Weltweit sterben jährlich etwa 300 000 Menschen an dieser Infektions-krankheit, praktisch alle Todesfälle treten im Säuglingsalter auf

In der DDR gab es eine Impfpflicht gegen Pertussis:
Von 1975 bis 1991 starben in der damaligen DDR: 1 Kind
Von 1975 bis 1991 starben in der damaligen BRD: 117 Kinder

1938, bevor geimpft wurde, starben in Deutschland noch 2522 Kinder am Keuchhusten, davon waren 1827 (>70%) jünger als 1 Jahr

  
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Polio  = Kinderlähmung

Hervorgerufen durch: Polio-Virus mit 3 Subtypen
Übertragung: nur von Mensch zu Mensch durch Kot
Inkubationszeit: ca. 1 bis 2 Wochen
Ansteckungsfähigkeit: 2 Tage nach Aufnahme des Virus, dann 3 Wo bis 5 Monate
Krankheitszeichen: Beginn mit grippeähnlichen Symptomen, Lähmungen der Arme und Beine, Atemlähmung
Komplikationen: Tod durch Atemlähmung Spätfolgen: Postpoliosyndrom = Muskelschwäche und Muskelschwund, Jahrzehnte später


Epidemiologische Daten:
Der gesamte amerikanische Kontinent ist heute frei von Kinderlähmung.
In Deutschland kamen 1991 bis 1998 16 Poliofälle vor.
In Asien und Afrika ist Kinderlähmung noch weit verbreitet und kann jederzeit wieder eingeschleppt werden.
1992: Polioepidemie in Holland, 68 ungeschützte Personen
1996: 138 Poliokranke in Albanien, 14 Todesfälle
2000: Kapverdische Inseln, 30 paralytisch Kranke, 14 Tote
2000: Dominikanische Republik, 33 Poliokinder, 2 Tote, 19 Gelähmte






  
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Haemophilus influenzae B 

Hervorgerufen durch: Haemophilus influenza B (Bakterien)
Übertragung: von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion
Inkubationszeit: 2 bis 5 Tage
Ansteckungsfähigkeit: solange Keime aus dem Nasen-Rachen-Raum isoliert werden können
Krankheitszeichen: fieberhafte Infektion des Nasen-Rachen-Raumes, Nasennebenhölenentzündung, Lungenenzündung, Kehldeckelentzündung mit Erstickungsanfällen, Hirnhautentzündung
Komplikationen: schwerste Behinderungen und Tod durch Ersticken


Epidemiologische Daten:
Seit Einführung der Impfung 1990 Rückgang der Krankheitsfälle - und damit ihrer schweren Komplikationen - um 80%

  
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Hepatitis B 

Hervorgerufen durch: Hepatitis B-Virus
Übertragung: von Mensch zu Mensch durch Blut, Speichel, Sperma, Vaginalsekret, ab dem 15. Lebensjahr ist Sexualverkehr die Infektionsquelle!
Inkubationszeit: 6 Wochen bis 6 Monate
Ansteckungsfähigkeit: in der akuten Krankheitsphase, bei Virusträgern lebenslang
Krankheitszeichen: grippeähnliche Beschwerden, bierbrauner Urin, entfärbter Stuhl, Gelbsucht, Kopf-, Leib-, Gliederschmerzen
Komplikationen: schwere Verläufe, chron. Leberentzündung, Leberzirrhose, Leberkrebs


Epidemiologische Daten:
Jährlich sterben weltweit über 1.000.000 Menschen an Hepatitis B

In Deutschland gibt es ca. 50.000 Neuinfektionen jährlich

bei Erwachsenen erkranken 10% der Infizierten chronisch
bei 4- bis 6-Jährigen sind es 40-50%
bei Neugeborenen sind es 90%

25% der als Säuglinge und Kleinkinder infizierten sterben, bevor sie 50 Jahre alt sind

  
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Masern 

Hervorgerufen durch: Masern-Virus
Übertragung: Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch
Inkubationszeit: 9 bis 12 Tage, Hautausschlag nach 14 Tagen
Ansteckungsfähigkeit: 4 bis 5 Tage vor Ausbruch des Hautausschlages bis 2 Tage danach
Masern sind hoch ansteckend!
Krankheitszeichen: grippeähnliche Beschwerden, Husten, Bindehautentzündung, typischer Hautausschlag, Lungenentzündung, Mittelohrentzündung
Komplikationen: Gehirnentzündung mit 20% Todesfällen, Überlebende mit schwersten Behinderungen, Allergien im Erwachsenenalter


Epidemiologische Daten:
Nach dem Infektionsschutzgesetz wurden in Deutschland im Jahr 2001 wurden 6024 Masernerkrankungen gemeldet. Davon waren 12% so schwer krank, daß sie stationär behandelt werden mussten. Ein Todesfall wurde gemeldet.

1938 starben in Deutschland 1569 Kinder im Alter bis 15 Jahre an den Folgen der Masernerkrankung

In Neapel brach im Frühjahr 2002 eine Masernepidemie mit bislang 17.000 Erkrankten aus, mindestens 250 Menschen mußten stationär behandelt werden, 6 Menschen starben (Stand 7/2002).

Masernepidemie in Coburg:
Von November 2001 bis März 2002 erkrankten ca. 1200 Menschen an Masern, 90% davon im Alter bis 14 Jahre.
Ca. 11% zeigten z.T. schwerwiegende Komplikationen wie Ohrentzündungen, Lungenentzündungen und Gehirnentzündungen.



Das Absinken der Impfrate in Coburg Stadt und Landkreis auf 77% führte zu einer Epidemie mit nahezu 1200 Erkrankten, während in den umliegenden Landkreisen mit Impfraten über 90% nur sporadisch Erkrankungen auftraten.

  
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Mumps  = Ziegenpeter

Hervorgerufen durch: Mumps-Virus
Übertragung: Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch
Inkubationszeit: 11 bis 35 Tage
Ansteckungsfähigkeit: 7 Tage vor bis 9 Tage nach der Drüsenschwellung
Krankheitszeichen: Fieber, Schwellung der Speicheldrüsen
Komplikationen: bei 10% entzündliche Reizung der Hirnhäute, gelegentlich Gehirnentzündung. Häufigste Ursache bei Kindern für bleibende Schwerhörigkeit.
Bei jedem 4. Jugendlichen oder Mann kommt es zu Hodenentzündungen, bei Frauen zu Eierstockentzündungen mit dem hohen Risiko der Unfruchtbarkeit bei Männern und Frauen.


  
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Röteln 

Hervorgerufen durch: Röteln-Virus
Übertragung: Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch
Inkubationszeit: 2 bis 3 Wochen
Ansteckungsfähigkeit: 7 Tage vor Ausbruch des Hautausschlages bis 8 Tage danach
Krankheitszeichen: Fieber, Hautausschlag, über die Hälfte der Erkrankungen läuft ohne sichtbare Krankheitszeichen, bei Erwachsenen oft schwere Verläufe
Komplikationen: Bei Infektion von Schwangeren drohen Fehlgeburt und Missbildungen des Kindes wie Herzfehler, Augenmissbildungen, Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (Röteln-Embryopathie)


Epidemiologische Daten:
6 % der Frauen in Deutschland im gebährfähigen Alter haben keinen Rötelnschutz!
Jedes Jahr werden in Deutschland 20 bis 50 Kinder mit einer Rötelnembryopathie geboren.
Sicherheit kann hier nur ein Bluttest verschaffen.


  
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Pneumokokken 

Hervorgerufen durch: Streptokokkus pneumoniae
Übertragung: Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch
Inkubationszeit: nicht anzugeben, viele sind Keimträger
Ansteckungsfähigkeit: je nach Abwehrlage des Einzelnen
Krankheitszeichen: Lungenentzündung, Mittelohrentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung, Blutvergiftung
Komplikationen: Gehirnhautentzündung mit hoher Sterblichkeit


Epidemiologische Daten:
Jährlich verursachen Pneumokokken in Deutschland bei Kindern unter 10 Jahren:

-Ca. 220 - 300 Hirnhautentzündungen
-- mindestens 20 Kinder pro Jahr versterben
-- mindestens 60 Kinder pro Jahr mit Hörverlust
-- mindestens 50 Kinder pro Jahr mit bleibenden neurologischen Schäden

--Ca. 330 weitere Erkrankungen, (nicht Hirnhautentzündungen)
-die Dunkelziffer liegt 3 - 4 x so hoch:
-tatsächlich ca. 990 - 1.320 Fälle pro Jahr

--Ca. 100.000 - 150.000 Lungenentzündungen

--Ca. 1.000.000 - 1.500.000 Mittelohr-Erkrankungen


  
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Windpocken 

Hervorgerufen durch: Varizella-Zoster-Virus (erzeugt auch die Gürtelrose)
Übertragung: Von Mensch zu Mensch, auch mit dem Luftstrom
Inkubationszeit: 11 bis 15 Tage, manchmal mehrere Wochen
Ansteckungsfähigkeit: 1 Tag vor Ausbruch des Ausschlages bis zum 5.Tag nach Auftreten des letzten Bläschens
Krankheitszeichen: typischer Hautausschlag
Komplikationen: Befall der inneren Organe, besonders des Kleinhirns
Gefährdete Personen: Immunschwache (z.B. Diabetiker, Tumorpatienten, Pat., die Kortison einnehmen) erkranken an der Gürtelrose, wenn sie schon Windpocken hatten.


  
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Influenza  = "echte" Grippe

Hervorgerufen durch: Influenza-Virus A und B, selten C
Übertragung: Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch
Inkubationszeit: 1 bis 3 Tage
Ansteckungsfähigkeit: kurz vor Ausbruch der Erkrankung bis Tage danach
Krankheitszeichen: plötzlich auftretendes schweres Krankheitsgefühl, hohes Fieber, trockener Husten, Kopf-, Muskel- u. Gliederschmerzen
Komplikationen: bakterielle Zusatzinfektionen, Lungenentzündung, Herzmuskelentzündung
Gefährdete Personen: Immunschwache, Säuglinge, Herzkranke, Asthmatiker, Nierenkranke, Personen ab 65 Lebensjahren


Epidemiologische Daten der USA pro Jahr::
Ca. 142 000 influenzabedingte Krankenhauseinweisungen pro Jahr, während Epidemien bis zu 300 000.
Risikogruppen:
Kinder unter 4 Jahren (100-500/100 000 Einw.)
>65-Jährige (200-1000/100 000 Einw.)
Influenzaassoziierte Todesfälle:
30-150/100 000 Einw., 90% der Toten sind über 65 Jahre alt.

Epidemiologische Daten für Deutschland der Saison 2001/02:
ca. 2.000.000 Arztkontakte wg. Influenza
ca. 800.000 Arbeitsunfähigkeiten
ca. 5000 - 8000 Krankenhauseinweisungen
Überwiegend Kinder unter 4 Jahren und Menschen >65 Jahre
Todesfallstatistik des stat.Bundesamtes liegt für 2001/2002 noch nicht vor.
In „normalen“ Jahren sind es ca. 5000 - 8000 influenzaassoziierte Todesfälle
1995/1996 mehr als 20 000 influenzaassoziierte Todesfälle.

Bei der sog.
Spanischen Grippe  1918-1920 erkrankten weltweit 500 Millionen Menschen und 20 Millionen Menschen starben. Unter den Opfern war auch der Maler Egon Schiele und seine Familie.

  
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Rota-Virus Infektion

Hervorgerufen durch: hochansteckendes Rota-Virus
Übertragung: Mensch zu Mensch (verschmutze Gegenstände, auch über verschmutzte Hände
Inkubationszeit: 1 bis 3 Tage
Krankheitszeichen: Erbrechen, wässrige Durchfälle, schweres Krankheitsgefühl, hohes Fieber
Gefährdete Personen: Die schwersten Krankheitsverläufe passieren im Alter zwischen 1 u. 12 Monaten

Dagegen kann geimpft werden.
Es handelt sich um Schluckimpfungen, die drei mal verabreicht werden.



  
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Gebärmutterhalskrebs

Hervorgerufen durch: humanes papilloma Virus
Übertragung: durch Geschlechtsverkehr
Gefährdete Personen: Frauen

Dagegen kann geimpft werden.
Es handelt sich um Schluckimpfungen, die drei mal verabreicht werden.

Den größten Nutzen von der Impfung haben Mädchen vor dem ersten Geschlechtsverkehr.
Seit 2015 wird als bestes Impfalter das Alter zwischen dem 9. u. 14. Lebensjahr empfohlen.
Auch später kann noch geimpft werden, dann sind allerdings 3 Impfungen nötig,
statt wie bei früheren Impfungen nur 2.
Bislang sind keine schwerwiegenden Nebenwirkungen bekannt geworden.
Die Impfung gibt einen 100%-igen Schutz gegen die geimpften Typen.
Bei dem von mir benutzten Impfstoff Gardasil sind dies die Typen 6, 11, 16 u. 18.


  
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